Porsche Cayman S

 

 

Schwarz - breit - stark ... dieser Slogan wirbt nicht nur für einen großen Reifenhersteller, sondern beschreibt auch ziemlich genau die Eigenschaften des diesmaligen Testobjekts.

Vorweg mal ganz nüchtern die Zahlen:

- 3,4 Liter Sechszylinder Boxermotor
- 340Nm
- 295PS
- 275km/h Vmax laut Fahrzeugschein
- VarioCam Plus - verstellbare Nockenwellen
- Drehzahlbegrenzer knapp unter 8000rpm
- 235er 18" VA; 265er 18" HA
- 0-100km/h in 5,4s
- 4-Kolben Festsattelbremse VA und HA (318mm und 299mm Durchmesser, Scheiben gelocht)

Zahlen können allerdings nicht wirklich ausdrücken, was passiert wenn man mit diesem Geschoss unterwegs ist. Nachdem man seinen Sitzplatz auf nahezu ebener Erde eingenommen hat und den Zündschlüssel dreht, erwacht direkt hinter den Köpfen der Insassen ein Monster zum Leben. Völlig unproblematisch rollt man die ersten Strassen durch die Stadt, lediglich das kompromisslose Fahrwerk macht sich schon hierbei bemerkbar. Nichts für Leute mit Rückenproblemen ;)

Solange man behutsam mit dem rechten Fuss umgeht, fährt sich das Auto nicht wesentlich anders als ein Golf o.Ä., lediglich die neugierigen Blicke der Passenten machen einem immer wieder klar, dass DAS kein Golf ist.

Direkt vor der Stadt zwei Autobahnen ohne Speed Limit, also mal drauf und ein bissl spielen...
Ich hab ab der Auffahrtsspur nur den rechten Fuß runtergedrückt und die Gänge durch die Gassen flutschen lassen, plötzlich am Horizont ein Warndreieck am Strassenrand, also sicherheitshalber Gas weg. Der Blick auf den Tacho verrät: etwas über 260km/h, sinkend. Trotzdem viel zu schnell und das nach nur ein paar Sekunden Autobahn...
Mit diesem Wagen verliert man den Bezug zur Geschwindigkeit, hier kommt wieder das Fahrwerk zum Tragen, selbst bei solch hohen Geschwindigkeiten fuhr er sich derartig leichtfüssig, dass man seine eigene Geschwindigkeit auch locker 100km/h geringer hätte einschätzen können.

Plötzlich zischt an meinem Seitenfenster ein Schild vorbei "speed limit 80km/h" - Mist, die Autobahn ist hier zu Ende. Kurzer Blick auf den Tacho: ca. 240...hmmpf... etwas viel... also mal drauf aufs mittlere Pedal. Was sich da dann tut ist abartiger als jede Achterbahn. Einige Sekunden nachdem die 80 eingebremst waren, fand dann auch mein Hirn wieder in seine gewohnte Position zurück... sehr eigenartiges Gefühl, aber schön zu wissen, dass die Bremsen packen ;)

Anschliessend noch 80km Landstrasse erkunden. Wäre es biologisch möglich, wär mein grinsen einmal komplett um meinen Kopf rumgegangen. Man fragt sich wirklich irgendwann "gibt es Grenzen für dieses Fahrzeug?" - meine lagen jedenfalls definitiv niedriger als die des Wagens. Selbst wenn man mal ein wenig schnell in eine Kurve rein ist, das Teil zog da wie auf Schienen durch. Wer richtig Spaß haben will, braucht auf der Landstrasse eigentlich nur die Gänge 2 und 3. Von 45 bis knapp 180km/h ist dann immer und in jedem Drehzahlbereich Schub vorhanden. Dafür ist der Führerschein auch permanent in Gefahr. Lediglich beim Beschleunigen aus einer Kurve raus sollte man etwas wachsam sein, trotz der 265er Walzen kommt das Heck bei Vollgas ab und an mal rum. Dank PSM nicht wirklich gefährlich (Drift ist nur in gewissem Maß erlaubt, danach kommt Bremseingriff per Elektronik), jedoch scheinbar recht imposant für Mitfahrer und Gegenverkehr.

Könnte man ja eigentlich zu dem Schluss kommen: top Wagen, kauf ich... die Sache hat nur einige kleine Haken. 68.000€ Testwagenpreis ist wohl die größte Hürde. Ein Verbrauch der kaum unter 15l/100km zu kriegen ist, dürfte jedoch nur unwesentlich weniger gewichtig sein. Schlussendlich wäre da noch die Lautstärke. Wenn man mit dem Auto wirklich Spaß haben will - und das geht hervorragend - wird es innen ziemlich laut, was auf Dauer doch recht nervig werden kann. Qualifiziert den Porsche wohl doch eher zum Zweitwagen fürs Wochenende und schönes Wetter. Schön für alle die, die es sich leisten können. Ich leider nicht. Aber zumindest 3 Tage testen waren genial.
- fate -